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KATASTRÖFIIA 2003 -
CAUSE
FOR EFFECT
...na,
nich ganz, so schlimm isses nu ooch ni geworden. Aber die Tour is over,
die Show damit auch. Knapp zwei Wochen währte diese als KATASTRÖFIIA
betitelte Tournee der Rockgruppen CAUSE FOR EFFECT aus dem fernen Finnland
und GORILLA MONSOON aus dem nahen Dresden. Die Mischung mutet fremd an,
denn das finnische Duo um CFE praktiziert spätestens seit den letzten
drei Jahren einen abgefahren jazzigen GrindCore, welcher der eigentlichen
Betitelung wiederum ebenfalls spottet, wogegen allerdings die GORILLAs
einen, als Hellrock bezeichneten, metallisch schweren Stoner und Doom
zelebrieren. Ursprünglich waren die Nürnberger IMMURED zu diesem
Trip geladen, um das musikalische Bild dieser Tour zu vervollständigen,
doch die in dieser Handelsklasse üblichen Veränderungen in der
Personalstruktur hinderten... Meine Wenigkeit weilte vor Tourbeginn schon seit einer geraumen Weile in Finnland, damit lief das Gros der Tourvorbereitungen durch die Hände unseres Drumsters. Dass er sich die Finger wund funkte, sieht man an dem Ergebnis dieser Tour: 01/10/03
Hamburg, Scandia-Bar (CAUSE FOR EFFECT)
Tampere,
die Heimatstadt von CFE, ungefähr 200 km nördlich von Helsinki,
lag in dichtem Nebel. Es war bereits schwerer Herbst hier, der Winter
stand vor der Tür, wie man so schön sagt. Am frühen Nachmittag
las ich die Finnen ein, den sorgsam besorgten Tuomo, der noch dreimal
einen Rundgang durch seine Wohnung machen musste, ob denn auch alles in
Ordnung sei, und den gemütlich bedächtigen Fast-Riesen Ari.
Beide hatten am Tag noch gearbeitet, um nicht allzu viel Zeit und Geld
zu verlieren, denn um diese Tour zu absolvieren war es ihnen wert gewesen,
sich unbezahlten Urlaub zu genehmigen. Ein stupides finnisches Gesetz
besagt, dass im Falle der Unbezahltheit auch die angrenzenden Wochenenden
wie Arbeitstage gerechnet werden... Mit
dem selben Kahn schifften sich ENDSTAND und MANIFESTO JUKEBOX ein, die
zu einer weit größeren Tour durch ganz Europa starteten. "Hallo!
Viel Glück! Und tschüss." Wir hatten keine Kabine für
die zehnstündige Überfahrt gebucht. Also blieb vorerst nur der
Aufenthalt in einer der Bars auf diesen auch als Partyschiffen bekannten
Fähren übrig. Unterhaltungssüchtige Skandinavier nutzen
die Chance des zollfreien Einkaufs auf den Fähren, buchen dafür
Hin- und Rückfahrt (Stockholm-Turku) und lassen sich maßlos
volllaufen. Aber es war unter der Woche, also waren die Exzesse an Bord
noch überschaubar. Irgendwo dudelte eine finnische Schlagerband ihren
Schmus runter, während ich mit den beiden Finnen in Gespräche
über deutsch-finnische Geschichte, trockenen Humor und einige viele
Biere vertieft war. Dabei entpuppte sich der recht schweigsame Ari als
ordentlicher Trinker und der redsame Bibliothekar Tuomo, das Sprachrohr
der Band, als ein Fast-Professor für Geschichte, speziell deutsche,
finnische und russische.
Stockholm
am Morgen, übrigens eine sehr schöne Stadt, verließen
wir recht zügig, denn der Zeitplan drückte. Am Abend stand der
erste Gig an, erst eine Woche vorher, da zeitlich günstig, klargemacht.
DEEP INSIGHT, ebenfalls Finnen, hatten einen Auftritt und nichts dagegen,
dass CFE zum Beginn ihrer Tour mitmuckten. Hamburg am Abend. Nach einer kleinen Odyssee standen wir vor der SCANDIA-BAR...und die war inmitten von St.Pauli. Überall blinkte irgendwas, jeder wollte dir seine getragenen Buchsen verkaufen, Nutten, Zuhälter, Casinos, und der ganze Ruß. Keiner von uns war jemals dort gewesen, aber nach einem späteren "Rundgang" war auch keiner mehr so scharf darauf, wieder herzukommen. Die SCANDIA-BAR ist bekannt dafür, dass besonders skandinavische Bands ohne zu zucken einen Mucke dort bekommen. Anruf genügt. So in etwa. Auch die Betreiber der Bar sind Finnen. Doch um die Werbung scheint sich kaum jemand zu kümmern. Vier zahlende Gäste bei zwei Euro Eintritt... Jedenfalls gab's dann ohne Limit Drinks. Das beruhigte. Doch CAUSE FOR EFFECT waren nervös. Schließlich der erste Gig der Tour, wobei ich hier noch erwähnen muss, dass sich die beiden wie die Schneekönige über jeden kleinen Erfolg freuen, obwohl sie schon zum dritten Mal durch Europa gondelten und in heimischen Hemisphären mit Bands wie ENTOMBED, NAPALM DEATH oder NASUM spielten und einige dieser Mucker zu den Fans des Duos zu zählen sind, insbesondere ENTOMBED. Die Show begann gegen zehn. Kaum Leute. Ich sah die Finnen hier das erste Mal, kannte ich doch bisher auch nur die Konserven, die schon recht strange anmuteten. Doch was war das? "We are CAUSE FOR EFFECT from Finland and we play Finnish NuMetal." What the hell these guys are doing there? Bass clean, Geröchel und dazu Schlagzeug, eine abgefahrene Kombination von Jazz, einigen funkigen Elementen, Grind und ähm... Keine Ahnung, es war wirr und doch mit Konstrukt. Verfrickelte Basslinien, kaum Akkorde, im Vordergrund, dazu ein Schlagzeuggebastel sondergleichen. Das Ohr verwirrt, das Auge gleichfalls, unentschlossen, wem es die Beobachtung schenken sollte, ob Ari hinter den Drums, dessen wildes und gestenreiches Gebaren man nicht mehr einfach nur als humoristisch abtun konnte, oder Tuomo am Bass, dessen Bewegungsradius eher gering war, der aber durch sein trockenes, gleichfalls grimassenreiches Erscheinungsbild sehr an typical british behaviour erinnerte. Dreißig Songs innerhalb von 25 Minuten. Und kein bisschen langweilig. Wie muss diese Mixtur aber auf Leute wirken, die völlig unvorbereitet und ahnungslos eine CFE-Show besuchen? Wir werden es noch erfahren. (Tuomo
gab mir mal einen Dialog zwischen ihm und dem Sänger der mittlerweile
gut befreundeten ROTTEN SOUND wieder. Dieser Typ ist in Hinsicht auf die
Struktur einer Rockband eher sehr konservativ veranlagt: Die Bühnenkulisse möchte ich hier noch erwähnen, denn Bühne hieß hier eine Ecke in der recht kleinen Bar mit einem großen Fenster im Hintergrund, dem Fenster zur Straße, auf der, völlig unbeeindruckt vom Klubgeschehen, das Kiezgeschäft blühte. Freier und sich Anbiedernde fanden einander, während man im Innenraum dem Gig weilte. Fuckin' weird. DEEP INSIGHT folgten, die vier jungen Finnen, alle so Anfang Zwanzig, geben recht poppig anmutenden, an HIM erinnernden, RockMetal von sich, ein Schuss melodischer HardCore, gute Songs, gute Musiker, doch leider fehlt der Kick zur Eigenständigkeit. In Finnland sagt man zu so was Southern Finnish Pop, denn eine Vielzahl von Bands, besonders aus der Region um Helsinki, wollen in irgendeiner Art und Weise an den Erfolg von Wilhelm Licht & Co. (HIM) anknüpfen. Als der Gig vorbei war, füllte sich der Klub, wie sollte es auch anders sein, es war ja Disco-Time. Das hatten wir schon mal in Köln erlebt, schon deprimierend. Aber im Klub gab es eine Besonderheit, was den finnischen Betreibern zugute zu halten ist: eine hammergeile Sauna. Sieben Finnen und meine Wenigkeit zelebrierten dort eine sich ordentlich waschende Feier, die, wie nicht anders zu erwarten, spät und ..., na ja, eben endete. (ENDSTAND und MANIFESTO JUKEBOX waren am selben Tag in Hamburg unterwegs, im HAFENKLANG, dort waren um die 200 Leute!)
So
richtig kamen wir auch nicht aus dem Arsch. Mir war auch entgangen, dass
an diesem Tag die Ferien in Sachsen-Anhalt begannen, das bedeutete Hast
auf den Autobahnen, Idioten und natürlich Staus. Ein gemütliches
Picknick nicht verschmähend, die Temperaturen luden regelrecht dazu
ein (In Finnland isses halt bissel kälter...), mussten wir uns bald
darauf mit dem typisch deutschen Fahrstil und dessen Folgen auf den Autobahnen
konfrontiert sehen. Viele Umwege schon von Beginn an führten uns
dann letztlich gegen acht bis zum ROSENKELLER. Rund um Jena, waren alle
Autobahnen dicht, was die MONSOONer, die direkt von Dresden anreisten,
deutlich spürten, denn keiner von ihnen hörte Verkehrsfunk.... Gegen elf konnte die Show beginnen. Der Klub liegt unter der Erde, besteht an sich aus vielen Kellergewölben, jedoch spielt sich in zwei Hallen das zentrale Geschehen ab. Besonders Stoner- und Doom-Fetischisten kennen die ROSE zur Genüge. Etwas über fünfzig Leute schauten dem Spiel zu. GORILLA MONSOON eröffneten. Dicker Gig, eine Stunde Spielzeit. Zelebriert wurden durchweg neue Songs, die maximal ein Jahr alt sind, unter anderem wurden einige dieser "ältesten" Stücke mit 'nem neuen Text versehen...besser is' dat! Das Level der Kompositionen bewegt sich auf dem des letzten Demos "...demonstrating heavieness", eine kompakt wuchtige Metal-Kiste, eine superber, basslastiger Tritt in den Magen. Hier und da fehlen noch einige Arrangements und Feinheiten, die sich hoffentlich mit den nächsten Werken bald einstellen. Den Tribute to CROWBAR hatte man nicht wirklich nötig, aber die Wiedergabe dessen passte scho'. Publikumsfeedback war hervorragend. Zugabe musste folgen, zwangsweise. MONSOON waren da! An das Besetzungskarussell der Dresdner muss man sich übrigens einfach gewöhnen. Es war kein Wunder für mich, dass sich eine halbveränderte und nahezu rundum erneuerte Band in diesem Jahr zur Tour wiederfand. Von der Urbesetzung sind nur noch Schulli und Norman übrig, letzterer drückt sich seit Anfang das Jahres die Gesänge zusätzlich zum Geklampfe drauf, ist aber selbst mittlerweile schon der vierte Shouter seit Bandbestehen. Ein zweiter Gitarrist, Phil, spukt auch schon ein halbes Jahr in der Band rum. Ecki, der eigentliche Bassist, musste arbeiten und konnte sich einen unbezahlten Freiraum für die Tour nicht leisten. An seiner Stelle stand jetzt Chris, der außerdem bei DELUSIVE DAWN noch mitwirkt. Ihn hatte man drei Tage vorher dazu beordert, die Tour mitzuspielen, binnen ZWEI (!) Tagen verleibte er sich sämtliche Songs des Sets ein. Hut ab! Und hier war er nun, der Effekt, wie Leute ohne Präparationsphase auf diese Band reagieren. CFE zelebrierten ihren Set. Dreier Songs bedarf es, bis das Publikum gerafft hat, worum's eigentlich geht. Von da an scheiden sich die Geister, doch muss ich fast wie auf jedem der folgenden Gigs sagen, dass das Gros der Besucher interessiert und auch begeistert vor der Bühne verweilte. Der selbe Set wie am Tag zuvor, und wie auch an allen folgenden Abenden, eine ellenlange Setlist...und Zugaben. Selten, aber war. Wir verbrachten die Nacht in einem Hotel! Mit erotischen Fernsehprogrammen für die Großen, warmen Duschen für die Damen und reichhaltigem Frühstücksbüfett am Morgen danach.
Wir lagen gut in der Zeit. Zu gut. Denn wir waren zu zeitig da. Der KUNSTVEREIN ist eine Art Oase in dieser kommerziellen (westdeutschen) S(ch)uppenlandschaft. Man drückt was für die Anlage ab, das Bier steht in der Ecke, und das hieß Kanone (den Namen hat es nicht zu Unrecht), und fertig. Der Laden ist so was wie der Szeneschuppen Nürnbergs. Der Dave von IMMURED hat sich um diese Mucke gekümmert und noch 'ne Band dazu geordert, aber bis zu diesem Tag konnte mir keiner sagen, wie diese Band denn heißt. Als ich dann den Namen MAGGOT SHOES erlas, war ich schon ein wenig erfreut, denn den zelebrierten Groovy DeathGrind kann man getrost als geil betiteln. Bis sich jemand vom Klub bemerkbar machte, weilten alle in frommer Erwartung bei alkoholischen Naschereien. Ein Typ sprang herum, dem der Begriff Unikat nur schmeichelhaft erscheinen könnte. Das war ein Freak ohnegleichen, mitten in den Dreißigern, obwohl man das seinem verbrauchten Äußeren nicht wirklich entnehmen konnte. Er kannte nur SCHLEIMKEIM und RAMMSTEIN als Bands aus dem Osten und versuchte natürlich gleich, die Musik der Dresdner in diese Linie einzuordnen. Der Höhepunkt seiner Anwesenheit war die wahrhaft theatralisch psychopathische Rezitation einiger selbsterdachter Gedichte, unter anderem ein Werk namens "Kaltes süßes Fleisch"...allesamt mit "etwas" sexuellem Hintergrund. Weitere Ausführungen möchte ich mir ersparen. Schwer morbid. Irgendwann ging's los. Wiederum fünfzig Besucher. MAGGOT SHOES begannen, lieferten 45 Minuten herbes Geholze, groovige Riffs und krankes Gegrunze und Gekreische. Aber auf die Dauer etwas eintönig. Ein Teil der Besucher war gekommen, um diese Band zu sehen, was sich bei den folgenden CFE durch den plötzlichen Freiraum vor der Bühne bemerkbar machte. Drei Songs und das Publikum folgte. Die GORILLAs als Schlusslicht ließen die Hütte beben. Die Resonanzen auch hier wieder vom feinsten. Die
folgende Party war typisch für diese fränkische Stätte,
es fing harmlos an, mit ein paar Nudeln im Nacken. Sofort griff sich jeder
Ansbach, nicht weit entfernt, ebenfalls ein fränkisches Domizil. Wiederum ein anderes Bier. Nicht ungewöhnlich für diese Gegend, denn jedes Kaff dort braut seine eigene Suppe. Ansbach ist eine Kleinstadt. Es gibt dort nur einen Klub, den TURM, der gar keiner ist, sondern einst ein besetztes Haus war, jetzt aber legal durch einen Verein verwaltet wird. Irgendwie geht dort aber alles drunter und drüber, keiner kann und alle wollen. Oder halt andersrum. Ich weiß es nicht. Die Mütze am Abend hatte Ulle auf, ein Ossi aus der Riesaer Gegend. Aber auch ein Party-Tier vorm Herrn. Er war auch einer der einzigen der knapp dreißig Besucher (Allein an diesem verlängerten Wochenende fanden schon drei Gigs in dem Klub statt, insgesamt vier diese eine Woche.), der bei den Finnen, die den Abend eröffneten, durchknallte. Ein eher mäßiger Gig, der als Minuspunkt der Tour galt. Nicht wegen Ulle. MONSOON räumten dagegen ab, die Leute, die da waren, fraßen den Vieren zum Schluss aus den Händen. Naja, nur bildlich gesprochen. Imposant der Typ, der sich bei der Zugabe vors Mikro stellte und dort die ganze Zeit irgendwas reinmaulte, sich aber auch nicht bewegen ließ, damit aufzuhören. Freaks halt... Nach ein paar Orangenlimonaden und einem Tanzausflug mit Ulle war dann früh um fünf auch mal Sense...
Unwirsche Gesten beim Erwecken der Herren Rockmusiker, heftige Streitgespräche zum Mittag, unsachliche Diskussion kurz vor Aufbruch. Warum? Einer der Herren hatte keinen gültigen Ausweis mehr und ich wollte mich nicht auf irgendwelche kostspieligen Risiken einlassen, sondern den Tourtross auf zwei Autos für die Schweiz limitieren. Kompromiss getätigt, der alle drei Autos gegen 13 Uhr in die Schweiz starten ließ. Schweiz. Noch nie richtig da gewesen. Nur mal so auf der Durchreise einen Stop zum Schokoladenkauf machend. Die Schweizer Grenze war allerdings schneller da, als gedacht. Keine Zeit mehr, irgendwelche Vorbereitungen zu treffen. Ich saß im ersten Auto - wir fuhren wie immer Kolonne - mit Schulli hinten. Tuomo lenkte den Wagen und verstand natürlich nicht die Fragerei, die der Schweizer Beamte, in der Annahme, in einem deutschen Auto auch einen deutschen Fahrer vorzufinden, auf ihn hernieder ließ. Schulli, der ihm am nächsten war, und eben aus dem Koma erwachte und damit wie ein toter Drogendealer aussah, wollte helfend eingreifen, und die Sache mit einem ebenso unverständlichen Nuscheln beschwichtigen. Das Ende vom Lied, wir konnten auf dem Seitenstreifen Platz nehmen und wurden durch und durch gefilzt, durften unsere für die Tour gedruckten Shirts vom Zoll registrieren lassen und nach 'ner Stunde in der Kälte endlich wieder unsere Sachen packen und langsam abdüsen. Das rettete allerdings Phil vor der Ausweiskontrolle. Eine Stunde später dann Bremgarten, eine eher kleine Stadt im Ballungsraum Zürich. Das KUZEB sollte recht einfach zu finden sein, war es auch, nur mussten wir uns, musste ich mich, zweimal nach dem Weg erkundigen. Die erste Erkundung bezog sich auf die Zuberstraße, die ich einem mit dem Rücken zu mir gewandten mittelalterlichen Schweizer stellte, der sich nur kurz umdrehte und auf die Straße vor sich zeigte. Ähm. Und das zweite Mal fragte ich zwei sich auf der Straße bewegende, alternativ dreinschauende Wesen, wo denn der Laden nun sei. Die brauchten nicht einmal mehr die Hände bewegen, um irgendwohin zu zeigen. Naja, nur gut, dass das keiner erfährt... Der
Klub war ein riesiges Gebäude. Ein offizieller, legaler Teil und
ein illegaler Part, in dem die Mucken stattfanden. Das KuZeB befindet
sich, gänzlich gesehen, in einer Grauzone. Allerdings hab ich selten
so einen korrekten Laden vorgefunden. Von allem war reichlich da. Es spielte
keine Rolle, ob die Besucherzahlen die Ausgaben deckten, oder nicht. Der
Gig letztlich war mäßig für MONSOON (Norman hatte keine
Stimme mehr, deswegen kürzten wir unser Set um die Hälfte.-Drumster)
und hammergeil für CFE, mit dem ersten Tänzer zu dieser Musik
(!). Keiner der Besucher verließ den Raum, während die Finnen
frisch aufspielten. Euphorisch wurde nach Zugaben verlangt, als auch dieses
Repertoire ausgeschöpft war, wurde sich noch ein alter und lang nicht
mehr gespielter Song abgenötigt. Prozentual gesehen, hatten wir hier
die besten Umsätze, was das Merchandise-Zeux betraf. Und der Booker
der Show, Renè, lud uns letztlich in sein trautes Heim ein, um
dort seine Gäste zu sein. Genug Platz für alle. Und was zu rauchen
gab es auch, nämlich Hanf, der in der Schweiz als Badezusatz verkauft
wird und erstklassiger Scheißdreck ist. In meinem jugendlichen Leichtsinn
hab ich auch mal dran ziehen müssen...aber nee, not my cup of tea.
Wir
hatten Zeit, und die ließen wir uns auch nicht nehmen. Der Tag war
frei, keine Mucke. In Ansbach konnten wir nächtigen, so hatte ich
das am Sonntag noch geklärt. Über die Grenze zu kommen, war
dieses Mal recht einfach. Als wir in dem heftigen Verkehr gegen zehn abends
endlich Ansbach erreichten und in den Klub stürmten, wusste keiner
so recht, was wir da wollten. Die Säuberungsarbeiten nach drei vorangegangenen
Konzertabenden waren eben abgeschlossen, die Säuberer gönnten
sich ein paar Tropfen. Und dann standen wir in der Tür. Ähm.
Aber Pennerei ging klar, mit dem Hinweis, bitte nicht soviel Dreck zu
machen.
Wegen CFE waren die meisten Leute gekommen. Sogar LE SCRAWL aus dem fernen Berlin waren angereist, was die beiden Finnen sehr beglückte, stehen sie sich doch musikalisch sehr nah. Der Gig verlief bestens, das Feedback war wiederum grandios, für alle Seiten zufriedenstellend. Beim Rückzug nach dem Gig in die Gemächer erwies sich die Order "No strong party tonight!" als durchaus nutzlos, aber ich wollte es halt mal gesagt haben. Ich hatte vor, mit den Finnen am nächsten Tag zeitig abzureisen, den Day Off zu genießen und dabei eine Reihe von Sehenswürdigkeiten nebst meiner heimatlichen Behausung zu besichtigen, die ich ja nun schon 'ne Weile nicht mehr erblickt hatte. Irgendwann krochen dann alle, wie gewohnt, auf allen Vieren in ihre Kojen. War ja fast nicht anders zu erwarten. Ja, ich auch... WALL
OF SLEEP Zeitig hieß dann halt Mittag. Is' ja in dem Gewerbe auch verdammt früh. Mit den Finnen hin nach Leipzig zum Völkerschlachtdenkmal, Dresden, Schiebock, Sauna. Es war irgendwie wie Urlaub, so mal nach Hause zu kommen...am nächsten Tag stand auch noch Bautzen als mittelalterliches Highlight auf dem Plan, was die Finnen ungemein beglückte. Die GORILLAs hatten durch die zweite Nürnberg-Show mit den Ungarn WALL OF SLEEP gleich noch 'nen Anschlussgig in Chemnitz erhalten. Hier nun die Worte unseres Drumsters. Smegma Normalerweise
hätten wir jetzt zwei Tage nichts zu tun gehabt, aber in Nürnberg,
wo wir die VERSUS THE STILLBORN MINDED-Jungs kennen gelernt haben, erzählte
uns ihr Sänger, der Boris, dass WALL OF SLEEP in Deutschland unterwegs
wären, auch in Nürnberg, und wir könnten da mitspielen. Der ZV BUNKER ist eine gemütliche Kneipe, genau richtig für solche Events. Ein sehr entspannter Barkeeper und eine entspannte, abgefuckte Atmosphäre ließen die Zeit, bis WITH ankamen (wir waren schon sehr zeitig da, da Halle-Chemnitz keine Entfernung ist), kurz werden. Die Freude, als sie auftauchten, war natürlich groß und wurde mit 'nem Tütchen sowie T-Shirt-Tausch zelebriert. Wir
waren die ersten. Jack (alias Norman, der in den vergangenen Tagen schon
seine Nötchen mit den Bändchen hatte) hatte immer noch Probleme
mit seiner Stimme, es war aber lange nicht mehr so schlimm wie in der
Schweiz oder in Halle. Den ca. 40 Leuten hat's trotzdem gefallen. All
zu lang blieben wir nicht mehr im BUNKER, da die WITH-Jungs Verpflichtungen
gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt hatten.
Tom
hat's erst mal verpennt. Wir lagen alle im Zimmer verstreut ´rum
und machten uns eigentlich gleich auf die Socken. Wir waren recht schnell
unterwegs und sogar mit Stop an der amerikanischen Botschaft die ersten
im Club. Man erkannte uns im KUNSTVEREIN mit den Worten: "Ihr wisst
ja wo's Bier steht.", eindeutig wieder. VTSM
eröffneten, sehr cooler SludgeDoom wurde einem dargeboten; ausufernde
slow motion-Orgien mit coolem Gesang, den ich dem Boris nicht zugetraut
hätte. Wir
verabschiedeten uns von WOS und vom Psychedelic-Macher und Böss der
WOS-Tour Mark, tranken noch bisschen was und machten uns auf zum Thorsten
(VTSM-Basser). Dort zogen wir uns ordentlich zu, wobei illustre Ideen
entstanden, von wegen Ultra Doom-Band mit Mitgliedern aus ganz Germoney
gründen und so was...
Doch
zuvor noch einmal zu den Geschehnissen in Dresden: Die Oldenburger BUZZ ALDRIN eröffneten. Leider nur als Trio angereist, denn zum eigentlichen, und das macht den Reiz dieser Band aus, LineUp zählen zwei Bässe, Schlagzeug und Gesang, keine Gitarre. Der zweite Bass war allerdings mit seiner anderen Band auf Tour mit der TERRORGRUPPE. Zu wenig Leute honorierten den Auftritt dieser DoomCore-Combo. Brachial, basslastig...logisch. Die Band, aus den Trümmern von SLOPE entstanden, steht am Anfang und muss sich noch entscheiden, welche Richtung eingeschlagen werden will und soll. Der Mix aus HardCore, Doom und Sludge ist nicht ganz reif, dennoch interessant. Mit einer Band wie CFE hatte an diesem Abend keiner gerechnet. Keiner wusste bescheid, was ihn erwarten würde. "Zwei Leute? Is' doch eh bloß Krach." Nee, war's nich'. Schon beeindruckend, wie hier das Gebräu einschlug. Sehr gute Show, binnen 25 Minuten erledigt. FELIX CULPA haben schwer enttäuscht. Und nicht nur der Sound war schlecht. Zu langweilig waren die vorgetragenen Stücke, es fehlte einfach die Spannung, nichts. Ist das grunge-lastige Material auf Tonträger durchaus hörbar, kann man hier nur noch von einer miserablen Live-Umsetzung sprechen. Zum Ende des Sets machte man noch mal große Sprünge, um diese auch gleich mit einer abschließenden und misslungenen Cover-Version zu minimieren. TOUR DE FORCE begannen und zentrierten damit alles Publikum, was in den verschiedensten Winkeln rumschlurfte, vor der Bühne dieses Dresdner Kellers. Die nächsten vierzig Minuten waren geil, wenn auch Andre's Ansagen langsam an Qualität verlieren. TDF befinden sich gleichsam auf Tour, ein eingespieltes Team, über das noch großartig Worte zu verlieren nicht sinnvoll wäre. Nur sehr selten, dass besonders die weiblichen Besucher ordentlich zur Mucke moshten. Heimreise mit zwei angetrunkenen Finnen, die im übrigen nicht dem skandinavischen "way of drinking" entsprechen, denn dieser besagt "drink as much as possible." Es reicht einfach aus, wenn's bissel kreiselt. GOLEM
Wer die STUBNITZ kennt, weiß, was Phase ist. Wer nicht, muss sich zwangsweise überraschen lassen. Ein ausgedientes Frachtschiff, dass einzig und allein dazu dient, die Kultur durch die Lande zu fahren, mal dieser, mal jener Hafen, hauptsächlich aber Rostock. Der Laderaum enthält genügend Platz für Bühne und Publikum, in wahrhaft schrägem Ambiente. Übernachtung und Backstage logischerweise in den Kajüten. Die Show heute wurde landesweit beworben, 120 Metaller folgten der Einladung. Alles verlief nach Plan. Soundcheck aufwendiger als sonst. Spielreihenfolge mit den Bands geklärt. Es konnte vor zehn losgehen, mit WEYLAND, den lokalen Metallern, die sich hauptsächlich dem DeathMetal hingeben, einige schwarzmetallische Einschübe zu vermelden haben und auch ein gewisses Maß an Atmosphärik nicht vermissen lassen. Gute Musiker, doch schon oftmals gehörte Musik. Gekrönt wurde der Gig durch ein AT THE GATES-Cover ("blinded by fear"), wobei man sich mühte, das Original wiederzugeben. Na ja. Nee. Den Metallern hat der Gig gefallen. GORILLA MONSOON mussten sich auch erst mal den Arsch abspielen, bevor der Funken auf die wachsende Besucherzahl übergriff. Das dauerte 'ne Weile, doch er kam, der Funke. Ich saß derweil verloren hinter meinen zu vertickenden Scheibchen und sah eine eingeschworene Metaller-Gemeinde in oftmals bluttriefenden Shirts an mir vorbeiwandern. Nach dem Gig änderte sich das, die Nachfrage wuchs. Und als erst einmal CFE wieder ihren Standard-Überraschungseffekt hinter sich hatten, konnte ich mich wegen mangelndem Umsatzes nicht mehr beschweren. Für beide Bands ein sehr guter Auftritt, ich wage zu behaupten, der beste auf der ganzen Tour. Als Schlusslicht und Headliner GOLEM. Die deutschen CARCASS-Erben aus dem Berliner Umland, technisch versierte Musiker, fahren ihren Stiefel präzise, wenn auch ein Gig auf Dauer in seiner ganzen Länge recht monoton wird. Zu allem Unglück riss dem Bassisten Rainer (auch bei den PROGERIAnern tätig), die H-Seite, kein Ersatz in Sicht, so ein kompletter Set ohne Bass, was den Auftritt schon stark schmälerte. Übrigens steht in Bälde ein neues Album an. Ein geiler Abend, der nur durch die arrogante Bedienung hinter dem Tresen geschmälert wurde, die die Bands wie Dreck behandelte. Es gab drei Getränkemarken pro Nase, aber nicht etwa irgendwas, sondern anfangs 0.4er, später nur noch 0.3er Bier oder noch weniger, das Maximum an Alkohol. Ausgeschenkt wurde aber normal in halben Litern. Fragte man da mal nach, warum, erhielt man nur noch 'ne dämliche Antwort. Was glaubt Ihr denn, warum die Leute zu Euch kommen und Eure Brühe saufen wollen? Doch nicht etwa wegen Euch. Na ja, egal, irgendwann hat's dann doch wieder "kling" gemacht, und die Feinmotorik fiel bei der kompletten Besatzung aus...
CAUSE
FOR EFFECT Drei Stunden zu spät. Um sechs war ausgemacht. Um neun waren wir da. Eine Stunde kollektiv verschlafen, eine Stunde vertrödelt (Es müssen sich nicht alle am Morgen tageslichttauglich zurechtbiegen!), eine Stunde im Stau gestanden. Der Klub war schon voller Leute, insgesamt waren's knapp hundert an dem Abend. Das SO WHAT ist ein cooler Laden, der in der Gegend als der Metal-Kultschuppen gehandhabt wird, klein aber fein. Gespielt wurde zu ebener Erde, ohne technische Schnörkeleien. Aufbau inmitten von Leuten. Beginn gegen elf. Ich musste mich noch um die Nahrungsbeschaffung sorgen, in einem Hamburger-Restaurant, das durch verwandtschaftliche Verhältnisse mit dem Besitzer der Metal-Kneipe verbunden ist. Die Bedienung, eine standardgemäße und (schon ansehnlich) arschwackelnde Blondine, überraschte mich gleich mit der Frage: "Sind Sie von der Band?" Als ich ihr dann klargemacht hatte, dass ich irgendwie dazugehöre, kam gleich der nächste Hammer: "Und die Finnen sind extra für das Konzert von Finnland gekommen?" Na klar, Schätzchen. MONSOON
eröffneten und gehörten denn auch irgendwie hierher. Perfekt.
Die Meute feierte. Das Bier floss. Keine weiteren Worte nötig. Was nachher folgte, war wieder Standard. Skandinavisches Trinkverhalten. Ich wurde noch in eine Bar geladen, wovon ich aber nicht mehr allzu viel weiß. Aber glücklicherweise fand ich den Weg zurück, der irgendwie länger war als der Hinweg...
Der letzte Tag. Normalerweise überfällt einen zu solchen Gelegenheiten schwere Melancholie. Eine gute Zeit geht vorüber, unwiederbringlich. Doch dafür blieb mir persönlich nicht allzu viel Gelegenheit. Erst am Nachmittag in Dresden angekommen, dort alles entladen, die Finnen versorgt, um die sich von nun an die MONSOONer kümmerten, trieb mich die Eile noch einmal nach Hause, um Akten und Klamotten für den zweiten Finnland-Trip zu ordnen. Nach acht kam ich an den heutigen letzten Schauplatz zurück, die CHEMIEFRABRIK, die in Untergrundkreisen einen Kultstatus genießt. So langsam regte sich auch hier was. Aber der Strom fehlte auf der Bühne. Er fehlte immer noch, als es halb elf war und ungefähr 50 Leute im Raum weilten. Irgendwann ging's endlich los, nachdem jemand mit 'ner Verteilerdose gen Bühne strebte. War das des Rätsels Lösung? SPEARHEAD wurden geladen, um hier zu zocken, doch hatten diese schon ein viertel Jahr lang nicht mehr geprobt. Proberaum weg und so was. Auch ging gleich nach dem ersten Song der Bass flöten (Böse Zungen behaupteten, der Bass wurde nicht mehr benutzt, weil Tino die Songs nicht mehr spielen konnte.), was zu einer unterhaltsam asozialen Show beitrug. Brüllwürfel Messer, mit riesigem Aktionsradius vor der Bühne, gab wieder unmissverständlich geistreiche Kommentare und tierische Laute von sich, die musikalische Breite nur auf Gummihammers Geklöppel und Normans Geschraddel reduziert, mit vokalen Background-Chören des Bassisten im Ruhestand versehen. Halbe Stunde, Feierabend. Eigentlich sollten gleich darauf CFE spielen, doch unsere grünen Freunde hatten sich zu einem Spontan-Auftritt bereiterklärt und nebenbei noch auf jegliche Form von Gage verzichtet. Zwei wuchtige Beamte betonten, dass sie GrindCore unplugged bevorzugen. Doch keiner der Anwesenden fand das so richtig gut. Als die Herrschaften ohne Applaus, Catering und Groupies von dannen zogen, konnte die Show weitergehen. CFE erneut und letztmalig, die volle Aufmerksamkeit aller abverlangend, schon vom ersten Song an. Noch einmal ein richtig geiler Auftritt. MONSOON ließen die Loden des Pulks kreisen, es war ja schließlich ihr Publikum. Ein letztes Mal "born to loose"....und "hellrock". Die Tour war vorbei. Halb vier Nachtruhe. Für drei Stunden, denn die Fähre ging am Nachmittag von Rostock und ein paar Sachen standen noch zur Erledigung offen. Nachgeschmack... ...schmeckt
gut. War eine gute Tour. Rund, ohne große Pannen und Vorkommnisse.
Beide Bands zufrieden, CFE happy wie zwei frisch gelutschte Schneekönige.
Was will man mehr? Na denn, bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: "Can you tour?" Dankesworte sind auch hier nicht zu vergessen, an die folgenden Personen/-gruppen geht ein fetter Dank für Unterstützung und Realisierung: Allen Klubs + allen mitspielenden Bands + Dave und den Nürnbergern + Christoph 7IEBEN + den Dresdnern + Metalradio HELLBORN + den Hallensern + dem Chaoten Ulle + René und den Bremgärtnern + Paula und den Rostockern +++ Susie for driving close like hell and endless inspiration... Smegma |
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